google-site-verification=boPzj3PknrOdr0zZNtpUrKumQ43WXOmBoVQEAxn_OJU Grenzwerte von Pestiziden im Wein
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Die unten stehenden Angaben wurden aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Der Verfasser kann deshalb nicht für ihre Richtigkeit garantieren. Im Anwendungsfall halten Sie sich bitte ausschließlich an die Angaben der Hersteller und an die gesetzlichen Vorgaben.

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Grenzwerte von Pestiziden im Wein

 

Holger Casselmann am 16.04.2016

 

Immer wieder wecken Skandale oder hohe Pestizidbelastungen Weingenießerinnen und Weingenießer auf. Dabei taucht die Frage nach Grenzwerten auf und ob diese auch eingehalten werden. Im folgenden wird das Thema etwas näher beleuchtet und es sollen auch konkrete Daten genannt werden, an denen sich die Leser orientieren können. Es wird auch ein Beispiel hemmungsloser Pestizideinsätze im europäischen Ausland aufgeführt.

 

 

 

 

Keine Grenzwerte für Wein (?)

 

 

So wird es oft diskutiert und in diversen Artikeln beschrieben, aber Tatsache ist, dass es gar keine direkten Grenzwerte für Weine gibt! Die Logik der gesetzlichen Grenzwerte geht von den primären landwirtschaftlichen Produkten aus und bezieht sich auf diese. Die aus diesen Produkten hergestellten Erzeugnisse / Lebensmittel brauchen dann theoretisch nicht mehr überprüft werden, solange die Grenzwerte der Rohstoffe eingehalten wurden. In der Praxis werden aber sehr wohl Fertigerzeugnisse auf Einhaltung der Grenzwerte überprüft. Es geht praktisch auch gar nicht anders. Zum einen gibt es Importe von Fertigprodukten, zum anderen sind Rohstoffe bei der Herstellung von Lebensmitteln verbraucht worden, ohne dass eine Gelegenheit der Überprüfung bestand. Die Einhaltung der Grenzwerte wird also von den Behörden durch ständige Stichproben von frischem Gemüse, Obst, Getreide und auch Fertigerzeugnissen überwacht. Die Grenzwerte (= Maximum Residue Levels, MRLs in der EU) geben den gesetzlich erlaubten, maximalen Gehalt einer bestimmten Substanz an. Die Konzentration wird üblicherweise in Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) angegeben. Das entspricht auch der Einheit ppm (parts per million).

 

 

 

 

 

 

 

Wie kann man jetzt von Grenzwerten im Wein sprechen? Wird ein bestimmter Stoff im Wein gefunden, dann gilt es also zu beurteilen, welchen Gehalt denn davor die Trauben selbst hatten. Durch den Prozess der Weinherstellung ist mit Verlusten zu rechnen: Abbau der Schadstoffe während der Gärung, Ausfällungen, Niederschläge oder Absorption im Trester sowie Entfernung durch Klärung/Filtration. Bestimmte Pestizide zerfallen auch unter sauren Bedingungen, wie sie im Most vorkommen. Es ist sicherlich sinnvoll, diese Verluste für die einzelnen Pestizide und Art der Vinifizierung im Einzelfall festzustellen. Es ist davon auszugehen, dass im Wein allgemein geringere Gehalte zu finden sind als zuvor auf den Trauben waren. Es muss also ausgehend von den analytischen Werten der Pestizide im Wein mit bestimmten Verlust- bzw. Verfügbarkeitsfaktoren berechnet werden, ob z. B. bei den Trauben selbst eine Grenzwertüberschreitung vorlag. Ist das dann der Fall, so war die Herstellung eines entsprechenden Weines nicht zulässig.

 

Handfeste Werte gibt es also nur für die Trauben. Es muss noch zwischen Tafeltrauben und Keltertrauben unterschieden werden, da z. T. unterschiedliche Grenzwerte gelten. Der EU-Code für Keltertrauben ist 0151020. Für jedes in der EU zugelassene Pestizid gibt es pro landwirtschaftlichem Produkt einen entsprechenden Grenzwert für den enthaltenen Wirkstoff.

 

Tipp: Lesen Sie auch unseren Artikel zu Pestiziden im Wein und warum Bio-Weine die bessere Wahl sind >Hier

 

 

 

Einsatz von Pestiziden außerhalb der EU

 

Die Weinwirtschaft ist eine Intensivlandwirtschaft und setzt im konventionellen Anbau überdurchschnittliche Mengen in Anzahl und Volumen an Pestiziden ein.

 

Es ist wohl eine Illusion, wenn häufig behauptet wird, dass in den wärmeren Regionen die Rebstöcke so gesund seien, dass sie kaum gespritzt werden müssen. Dieses Argument wird von Weinverkäufern gern vorgetragen, wenn es kaum biologische Weine aus bestimmten Regionen gibt. Das folgende Beispiel zeigt, wie sorglos mit Pestiziden in den Weinbergen umgegangen wurde:

Das CVUA (Chemisches und Verterinäruntersuchungsamt Stuttgart) untersuchte im Jahr 2011 neun verschiedene Proben aus eingelegten Weinblättern aus der Türkei [1]. Insgesamt 45 (!) verschiede Pestizide wurden in den Proben identifiziert. Nicht nur, dass der durchschnittliche Gehalt mit 2,3 mg/kg  5 – 6 mal höher war als bei frischem Gemüse, es wurden auch die folgenden Wirkstoffe innerhalb der Pestizide nachgewiesen, die in der EU für Lebensmittel längst verboten sind:

 

Carbaryl       

Carbendazim          

Endosulfan 

Ethirimol       

Diniconazol 

Fenarimol    

Fenvalerat   

Flusilazol     

Hexaconazol                      

Oxadixyl       

Procymidone           

Propargite    

Quizalofob   

 

Die Weinlaubernte ist sozusagen ein Nebenprodukt aus dem Weinberg. Da keines der 9 Proben unterschiedlicher Herkunft (innerhalb der Türkei) rückstandsfrei war, zeigt der Bericht deutlich, dass der offensichtlich massive Einsatz der üblichen Praxis im Weinberg entspricht.

 

 

Grenzwerte für Keltertrauben in der EU

 

Es ist sehr unbefriedigend, wenn man in Veröffentlichungen und Testberichten liest, dass Grenzwerte unter- oder überschritten wurden, ohne dass diese explizit genannt werden. Deshalb wurden hier einige Daten ohne Anspruch auf Vollzähligkeit zusammengetragen, um den Leserinnen und Lesern einen kleinen Überblick im Dschungel der Pestizide zu verschaffen. Es ist schon erstaunlich, wie viele es für den gleichen Einsatzzweck gibt. Neben dem Wettbewerb der Hersteller hat das sicherlich mit Resistenzbildung der "Schädlinge" zu tun. Auch ist es verwunderlich, dass immer noch einige Wirkstoffe zugelassen sind, die möglicherweise cancerogen sind und gleichzeitig auch noch recht hohe Grenzwerte haben oder auch sehr lange Persistenz in der Umwelt aufweisen(s. ausführliche Liste weiter unten). Es gibt für die Summe an Wirkstoffen keinen Grenzwert, was m. E. als ein Systemfehler zu betrachten ist.

 

Auf die Nennung von einfachen anorganischen Salzen (z. B. Backpulver, Kupfersulfat) und Schwefel wurde verzichtet, ebenso wie biologische Bekämpfungsmittel in Form von Bakterien oder Hefezellen.

 

Die folgende Tabelle gibt die Grenzwerte in mg/kg pro Wirkstoff für Keltertrauben an. Die an häufigsten eingesetzten Pestizide im Weinanbau sind Fungizide (gegen Pilzbefall). Es muss hier unterschieden werden zwischen einer aktiven Substanz (Wirkstoff) und einem Pestizid. Letzteres ist häufig ein Gemisch bzw. Zubereitung verschiedener Wirkstoffe, um ein gewünschtes Ergebnis im Einsatz zu erzielen. Der Wirkstoff hat dagegen eine eindeutige chemische Bezeichnung bzw. Kurznamen, während das Pestizid üblicherweise einen Handelsnamen hat. Die Definition ist aber nicht eindeutig und es wird gelegentlich das Pestizid mit dem Wirkstoff gleichgesetzt. Die nachfolgende Liste entspricht einer üblichen kommerziellen Empfehlung für den Weinbauer [2]. Die Grenzwerte wurden der Stoffdatenbank der Europäischen Kommission entnommen [3]. Stand der Daten: April 2016.

 

 

1. Wirkstoffe in Insektiziden (Insektengifte)
   (in mg/kg)

 

Azadirachtin                  1,0

Chlorantraniliprol        1,0

lambda-Cyhalothrin    0,2

Fenpyroximat                2,0

Imidacloprid                  1,0

Indoxacarb                     2,0

Pyrethrine                      1,0

Spinosad                         0,5

Tebufenozid                   3,0

 

 

2. Wirkstoffe in Herbiziden (Unkrautvernichter)

    (in mg/kg)

 

Carfentrazon-ethyl      0,01

Flazasulfuron                0,01

Flumioxazin                   0,05

Glyphosat                       0,5

MCPA                               0,05

Napropamid                  0,1

Propyzamid                    0,01

Pyraflufen-ethyl           0,02

 

 

3. Wirkstoffe in Fungiziden (Anti-Pilzmittel)

    (in mg/kg)

 

Ametoctradin                           6,0

Azoxystrobin                             2,0

Benalaxyl                                   0,3

Benthiavalicarb                       0,3

Boscalid (Nicobifen)               5,0

Cyazofamid                               2,0

Cyflufenamid                           0,15

Cymoxanil                                 0,2

Cyprodinil                                 3,0

Difenoconazol                          3,0

Dimethomorph                        3,0

Dithianon                                  3,0

Famoxadon                               2,0

Fenhexamid                           15,0

Fenpyrazamine                       3,0

Fludioxonil                               4,0

Fluopicoloide                           2,0

Fluopyram                                1,5

Folpet                                      10,0

Fosetyl-Aluminium            100,0

Iprovalicarb                              2,0

Kresoxim-methyl                    1,0

Kupferoctanoat                    50,0

Mancozeb                                 5,0

Metalaxyl (Mefenoxam)       1,0

Metiram                                    5,0

Metrafenon                              7,0

Myclobutanil                           1,0

Penconazol                               0,2

Proquinazid                              0,5

Pyrimethanil                            5,0

Quinoxyfen                              1,0

Tebuconazol                             1,0

Tetraconazol                            0,5

Trifloxystrobin                         3,0

Zoxamid                                    5,0

 

 

4. Weitere Wirkstoffe ohne anhängende Detailinformationen

    (in mg/kg

 

Chlorpyrifos                            0,5

Cypermethrin                         0,5

Malathion                                0,02

2,4-D                                          0,1

Acetamiprid                            0,5

Bromuconazole                      0,5

Deltamethrin                          0,2     

Dodine                                      0,05

Iprodion                                 20,0

Methoxyfenozide                  1,0

Propiconazol                          0,3

Pyraclostrobin                       2,0

Pyridaben                               1,0

Triadimenol                            2,0

 

 

 

 

 

Bedeutung der einzelnen Wirkstoffe

 

Die oben genannten Wirkstoffe 1. – 3. werden im Folgenden noch kurz erläutert. Als weitere Quellen für die Angaben sind zu nennen die Deutsche Wikipedia und die internationale Datenbank für chemische Substanzen PubChem [4]. Die Strukturformeln sind am einfachsten bei Wikipedia einzusehen.

 

Zu den einzelnen Punkten:

 

Das Einsatzziel ist häufig vielfältiger als angegeben;

 

der Ursprung ist, soweit bekannt, entweder die Bekanntmachung oder das Jahr der Anmeldung zur Zulassung;

 

die Zulassung zeigt das Jahr der letzten Genehmigung;

 

die Abbaubarkeit soll einen Eindruck vermitteln, wie beständig der Wirkstoff in der Umgebung verbleibt. Dabei sagt die Halbwertszeit, in welchem Zeitraum die Hälfte der ausgebrachten Substanz nicht mehr vorhanden ist. Es sind sehr ungewisse Daten, da diese von Temperatur, Licht und Feuchtigkeit sowie pH-Wert abhängig sind. Dazu sollte noch gesagt werden, dass die Abbauprodukte eines Wirkstoffes nicht unbedingt umweltfreundlich sein müssen und noch lange im Boden verbleiben können. Die Wirkstoffe enthalten häufig Fluor, Chlor und Brom, in einzelnen Fällen auch Metalle wie Kupfer, Zink, Aluminium. Eine kurze Halbwertszeit bedeutet nicht automatisch, dass ein Produkt deshalb problemlos für die Umwelt ist. Viele der Wirkstoffe sind hochtoxisch für Wasserlebewesen.

 

 

Wirkstoffe in Insektiziden (Insektengifte)

 

Wirkstoff:  Azadirachtin

Chemische Gruppe: Naturstoff, komplexes Terpenoid

Wirkungsweise: Insektizid, hemmt die Entwicklung von Larven

Einsatzziel im Weinbau: Reblaus, Maikäfer

Ursprung: natürlich (Neem), auch synthetisch

Zulassung: seit 2011 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 12 Stunden bis wenige Tage im Sonnenlicht

 

Wirkstoff: Chlorantraniliprol

Chemische Gruppe: Anthranilamide

Wirkungsweise: Selektives Insektizid, stört den Calciumstrom in den Nervenzellen.

Einsatzziel im Weinbau: Spanner und Wickler und deren Larven

Ursprung: synthetisch DuPont

Zulassung: seit 2014 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 2 – 12 Monate

 

Wirkstoff: lambda-Cyhalothrin

Chemische Gruppe: Pyrethroide

Wirkungsweise: Insektizid, Öffnung der Natriumkanäle in den Nervenzellen

Einsatzziel im Weinbau: Reblaus

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2016 in der EU

Abbaubarkeit: n.a.

Zu beachten: sehr giftig für aquatische Lebewesen

 

Wirkstoff: Fenpyroximat

Chemische Gruppe: Pyrazole

Wirkungsweise: Akarizid, Insektizid, blockiert Elektronentransport in Mitochodrien

Einsatzziel im Weinbau: Milben, Zikaden

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2009 in der EU

Abbaubarkeit: biologisch praktisch nicht abbaubar, kann über Jahrzehnte im Boden verbleiben

 

Wirkstoff: Imidacloprid

Chemische Gruppe: Neonicotinoide

Wirkungsweise: systemisches Insektizid, erzeugt Dauerreiz der Nervenleitung

Einsatzziel im Weinbau: saugende Insekten, Reblaus, Thripse, Schildlaus

Ursprung: synthetisch 1985 Bayer

Zulassung: seit 2009 in der EU, in einigen Ländern (Frankreich) zwischenzeitlich ausgesetzt

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 48 – 190 Tage im Boden

Zu beachten: gilt möglicherweise als bienengefährlich, eines der häufigsten Insektizide weltweit

 

Wirkstoff: Indoxacarb

Chemische Gruppe: Oxadiazine

Wirkungsweise: Fraß- und Kontaktgift, Insektizid, blockiert die Natriumkanäle in den Nervenzellen.

Einsatzziel im Weinbau: Diverse Insekten und deren Larven, Spanner, Wickler

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2006 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit je nach pH-Wert ca. 30 Tage

 

Wirkstoff: Pyrethrine

Chemische Gruppe: Naturstoff

Wirkungsweise: Breitband-Insektizid, Kontaktgift, hemmt die motorische Nervenleitung

Einsatzziel im Weinbau: Traubenwicker (Heu- u. Sauerwurm)

Ursprung: natürliches Biozid bestimmter Chrysanthemen

Zulassung: seit 2002 in der EU

Abbaubarkeit: Schneller Abbau im Sonnenlicht

 

Wirkstoff: Spinosad

Chemische Gruppe: Naturstoff, Mischung der Spinosyne A und D

Wirkungsweise: bakterielles Breitband-Insektizid

Einsatzziel im Weinbau: verschiedene Insekten, Rombenspanner, Kirschessigfliege

Ursprung: natürlich aus Actinomyceten, auch synthetisch

Zulassung: seit 2007 in der EU

Abbaubarkeit: keine Angaben

 

Wirkstoff: Tebufenozid

Chemische Gruppe: Diacylhydrazine

Wirkungsweise: hochselektives Insektizid gegen Schmetterlingslarven, löst eine überfrühte Häutung aus.

Einsatzziel im Weinbau: Spanner und Wickler u. a.

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2011 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 52 -115 Tage

 

 

 

Wirkstoffe in Herbiziden (Unkrautvernichter)

 

Wirkstoff: Carfentrazon-ethyl

Chemische Gruppe: Phenyltriazolone

Wirkungsweise: Herbizid, tötet wachsende Pflanzenzellen ab

Einsatzziel im Weinbau: Verhinderung von Stocktrieben

Ursprung: synthetisch 1990 FMC

Zulassung: seit 2009 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Tage (Luft, Feuchtigkeit)

 

Wirkstoff: Flazasulfuron

Chemische Gruppe: Sulfonylharnstoffe

Wirkungsweise: Herbizid, ALS-Inhibitor, blockiert die Aminosäure-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: gegen ein- und zweikeimblättrige Unkräuter

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2004 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit ca. 30 Tage

 

Wirkstoff: Flumioxazin

Chemische Gruppe: Phenylimide

Wirkungsweise: Herbizid, hemmt die Chlorophyll-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Einjährige, zweikeimblättrige Unkräuter

Ursprung: synthetisch Sumitomo Chemicals

Zulassung: seit 2003 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Tage durch verschiedene Abbaumechanismen

 

Wirkstoff: Glyphosat

Chemische Gruppe: Phosphonate

Wirkungsweise: systemisches Breitband-Herbizid, hemmt die Synthese von aromatischen Aminosäuren

Einsatzziel im Weinbau: Unkrautvernichtung

Ursprung: synthetisch 1950 Cilag, 1970 Monsanto

Zulassung: seit 2002 in der EU

Biologische Abbaubarkeit: Halbwertszeit 10 – 60 Tage im Boden

Zu beachten: Jahresverbrauch in 2014 weltweit mit ca. 825.000 t [5]; die WHO hat den Verdacht auf krebserzeugende Wirkung geäußert.

 

Wirkstoff: MCPA (2-Methyl-4-Chlorphenoxyessigsäure) - /Salze, Ester, Konjugate

Chemische Gruppe: Phenoxyessigsäure

Wirkungsweise: Herbizid, regt Übermäßiges Wachstum an, Pflanzen gehen dann aus Nährstoffmangel ein

Einsatzziel im Weinbau: zweikeimblättrige Unkräuter

Ursprung: synthetisch 1945

Zulassung: seit 2006 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit ca. 20 Tage in Feuchtigkeit und Sonnenlicht

 

Wirkstoff: Napropamid

Chemische Gruppe: Acetamide

Wirkungsweise: Herbizid, hemmt die Fettsäuresynthese

Einsatzziel im Weinbau: gegen verschiedene, auflaufende Unkräuter

Ursprung: synthetisch 1971 Stauffer

Zulassung: seit 2011 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 34 Tage bis 2 Jahre im Boden

 

Wirkstoff: Propyzamid

Chemische Gruppe: Benzamide

Wirkungsweise: Herbizid, hemmt die Proteinsynthese

Einsatzziel im Weinbau: gegen Bodenbewuchs mit einkeimblättrigen Pflanzen sowie Vogelmiere

Ursprung: synthetisch 1965 Rohm and Haas

Zulassung: seit 2004 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit im Boden 40 – 80 Tage

 

Wirkstoff: Pyraflufen-ethyl

Chemische Gruppe: Phenylpyrazole

Wirkungsweise: Herbizid, Entlaubungsmittel, schädigt Zellmembranen durch Hemmung einer Oxidase

Einsatzziel im Weinbau: verhindert Stockaustriebe

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2016

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 30 Tage in Wasser unter Sonnenlicht (Fotolyse), keine Daten für Boden

 

 

 

Wirkstoffe in Fungiziden (Anti-Pilzmittel)

 

Wirkstoff: Ametoctradin

Chemische Gruppe: Triazol-Pyrimidylamine

Wirkungsweise: Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Botrytis

Ursprung: synthetisch 2004 BASF

Zulassung: seit 2013 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Azoxystrobin

Chemische Gruppe: Strobilurine

Wirkungsweise: Fungizid, hemmt die Atmungskette in den Mitochodrien

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch 1996 ICI

Zulassung: seit 2012 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 3- 39 Tage im Boden

 

Wirkstoff: Benalaxyl

Chemische Gruppe: Acetylalanine

Wirkungsweise: systemisches Fungizid, hemmt die RNA-Polymerase

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Roter Brenner

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2005 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Benthiavalicarb

Chemische Gruppe: Benzothiazole, Carbamate

Wirkungsweise: Fungizid, hemmt die Phospholipid-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch 2005 Kumiai Chemical

Zulassung: seit 2008 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Boscalid (ehem. Nicobifen)

Chemische Gruppe: Carbonsäureamide

Wirkungsweise: Fungizid, hemmt Elektronentransport in der Mitochondrienmembran

Einsatzziel im Weinbau: Botrytis

Ursprung: synthetisch 2003 BASF

Zulassung: seit 2008 in der EU

Abbaubarkeit: sehr langlebig, Halbwertszeit 96 – 578 Tage

Zu beachten: Hinweise auf mögliche cancerogene Wirkung, jedoch kein ausreichendes Potenzial beim Menschen.

 

Wirkstoff: Cyazofamid

Chemische Gruppe: Cyanoimidazole, Sulfonamide

Wirkungsweise: systemisches, vorbeugendes Fungizid, blockiert die Atmungskette in Mitochodrien, Qi-Inhibitor

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2003 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 4 – 6 Tage im Boden, 15 – 18 Tage im Wasser

 

Wirkstoff: Cyflufenamid

Chemische Gruppe: Amidoxime

Wirkungsweise: Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch 2002 Nippon Soda

Zulassung: seit 2010 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Cymoxanil

Chemische Gruppe: Harnstoff-Derivate

Wirkungsweise: Fungizid (kurativ)

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Schwarzfleckenkrankheit

Ursprung: synthetisch 1977 DuPont

Zulassung: seit 2009 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Stunden bis 100 Tage je nach Bedingungen

 

Wirkstoff: Cyprodinil

Chemische Gruppe: Pyrimidin-Derivate

Wirkungsweise: Breitband-Fungizid, hemmt die Methionin-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Botrytis

Ursprung: synthetisch 1989 Ciba-Geigy

Zulassung: seit 2007 in der EUAbbaubarkeit: Halbwertszeit langlebig, 40 – 150 Tage im feuchten Boden

 

Wirkstoff: Difenoconazol

Chemische Gruppe: Triazole

Wirkungsweise: systemisches Fungizid, hemmt die Ergosterin-Sythese

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch 1989

Zulassung: seit 2009 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Dimethomorph

Chemische Gruppe: Zimtsäureamide

Wirkungsweise: Fungizid, hemmt die Cellulose-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2007 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Dithianon

Chemische Gruppe: Nitrile, Chinone

Wirkungsweise: Breitbandfungizid

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Roter Brenner

Ursprung: synthetisch 1962 Merck

Zulassung: seit 2011 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit Stunden bis wenige Tage je nach Umgebung

 

Wirkstoff: Famoxadon

Chemische Gruppe: Hydrazin-Derivat, Oxazolidone

Wirkungsweise: Fungizid, hemmt den mitochondrialen Elektronentransport

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch DuPont

Zulassung: seit 2002 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 6 – 28 Tage im Boden

 

Wirkstoff: Fenhexamid

Chemische Gruppe: Säureamide

Wirkungsweise: systemisches Fungizid, hemmt die Sterol-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Botrytis

Ursprung: synthetisch 1998 Bayer

Zulassung: seit 2016 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Fenpyrazamine

Chemische Gruppee: Pyrazole

Wirkungsweise: vorbeugendes Fungizid, hemmt die Sterol-Sythese

Einsatzziel im Weinbau: Botrytis

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2013 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Fludioxonil

Chemische Gruppe: Prrazole

Wirkungsweise: nicht-systemisches Fungizid, hemmt die Glycerin-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Botrytis

Ursprung: synthetisch 1993 Ciba-Geigy

Zulassung: seit 2008 in der EU

Abbaubarkeit: zersetzt sich im Licht innerhalb weniger Tage, ist aber sonst sehr langlebig. Halbwertszeit 87 – 228 Tage im Boden, über Jahre im Wasser

 

Wirkstoff: Fluopicoloide

Chemische Gruppe: Acylpicolide

Wirkungsweise: Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch 2006 Bayer

Zulassung: seit 2010 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit nicht angegeben

 

Wirkstoff: Fluopyram

Chemische Gruppe: Benzamide, Pyridinderivate

Wirkungsweise: Fungizid, hemmt Enzyme der Atmungskette

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau, Schwarzfäule

Ursprung: synthetisch 2008 Bayer

Zulassung: seit 2014 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Folpet

Chemische Gruppe: Phthalimide, Sulfenamide

Wirkungsweise: Kontaktfungizid

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Roter Brenner

Ursprung: synthetisch

Zulassung: erneut seit 2007 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Stunden bis Tage, schneller Abbau

Zu beachten: vermutlich cancerogen

 

Wirkstoff: Fosetyl-Aluminium

Chemische Gruppe: Phosponate, Aluminiumsalz

Wirkungsweise: systemisches Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch, Rhone-Poulenc

Zulassung: seit 2007 in der EU

Abbaubarkeit: Im Boden sehr schnell abbaubar innerhalb von Stunden zu Phosphoriger Säure.

 

Wirkstoff: Iprovalicarb

Chemische Gruppe: Carbamate,

Wirkungsweise: Fungizid, hemmt die Cellulose-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Botrytis u.a.

Ursprung: synthetisch 1998 Bayer

Zulassung: seit 2016 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Kresoxim-methyl

Chemische Gruppe: Strobilurine

Wirkungsweise: Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch BASF

Zulassung: seit 2012 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit schneller Abbau innerhalb von Stunden. Relativ stabil unter sauren Bedingungen

Zu beachten: wahrscheinlich cancerogen

 

Wirkstoff: Kupferoctanoat

Chemische Gruppe: Kupfersalze, Caprylsäure-Derivate

Wirkungsweise: Fungizid, Bakterizid

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2009 in der EU

Abbaubarkeit: zersetzt sich schnell im Boden, lässt aber Kupfersalze zurück

 

Wirkstoff: Mancozeb

Chemische Gruppe: Dithiocarbamate, Zinksalz

Wirkungsweise: Breitbandfungizid, vorbeugende Kontaktwirkung

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Roter Brenner

Ursprung: synthetisch 1948 USA

Zulassung: seit 2006 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 2 – 40 Tage im Boden, 1 – 20 Tage im Wasser, Zink verbleibt im Boden/Wasser

Zu beachten: wahrscheinlich cancerogen

 

Wirkstoff: Metalaxyl (auch Mefenoxam)

Chemische Gruppe: Acetylalanine

Wirkungsweise: Fugizid, hemmt die RNA-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch 1979 Ciba-Geigy

Zulassung: seit 2010 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 6 – 14 Tage im Boden

 

Wirkstoff: Metiram

Chemische Gruppe: Dithiocarbamate, organische Zinkverbindungen

Wirkungsweise: Breitband-Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Schwarzfäule

Ursprung: synthetisch 1958

Zulassung: seit 2006 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 23 – 43 Tage, jedoch bleibt Zinksalz zurück

 

Wirkstoff: Metrafenon

Chemische Gruppe: Bezophenonderivate

Wirkungsweise: Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch

Zulassung: erneut seit 2007 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Myclobutanil

Chemische Gruppee: Triazole, Nitrile

Wirkungsweise: Breitbandfungizid

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch 80er Jahre Rohm and Haas

Zulassung: seit 2011 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit ca. 66 Tage im Boden, 25 – 222 Tage im Wasser

 

Wirkstoff: Penconazol

Chemische Gruppe: Triazole

Wirkungsweise: systemisches Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch 1986 Ciba-Geigy

Zulassung: seit 2010 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Proquinazid

Chemische Gruppe: Chinoline

Wirkungsweise: Fungizid, hemmt Signalwege im Stoffwechsel

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch 2005 DuPont

Zulassung: seit 2010 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

 

Wirkstoff: Pyrimethanil

Chemische Gruppe: Anilino-Pyrimidine

Wirkungsweise: Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Botrytis

Ursprung: synthetisch

Zulassung: seit 2007 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit im Boden 27 – 82 Tage, im Wasser 14 – 128 Tage

Zu beachten: möglicherweise cancerogen

 

Wirkstoff: Quinoxyfen

Chemische Gruppe: Chinoline

Wirkungsweise: Fungizid, blockiert G-Proteine in Pilzen, stört Signaltransport

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch 1985 Dow

Zulassung: erneut seit 2004 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit im Boden 106 – 508 Tage, im Wasser 25 – 150 Tage, sehr langlebig, zerfällt aber bei Feuchtigkeit und Sonnenlicht innerhalb von Stunden

 

Wirkstoff: Tebuconalzol

Chemische Gruppe: Triazole

Wirkungsweise: Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau, Schwarzfäule

Ursprung: synthetisch 1988

Zulassung: seit 2009 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

Zu beachten: vermutlich cancerogen

 

Wirkstoff: Tetraconazol

Chemische Gruppe: Triazole

Wirkungsweise: Fungizid, blockiert die Ergosterol-Synthese

Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau

Ursprung: synthetisch Ricerca

Zulassung: seit 2010 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben

Zu beachten: wahrscheinlich cancerogen

 

Wirkstoff: Trifloxystrobin

Chemische Gruppe: Strobilurine

Wirkungsweise: halbsystemisches Fungizid

Einsatzziel im Weinbau: Botrytis

Ursprung: synthetisch 1999

Zulassung: seit 2003 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Stunden oder Tage

 

Wirkstoff: Zoxamid

Chemische Gruppe: Benzamide

Wirkungsweise: Fungizid, vorbeugende Depotwirkung, hemmt die Zellteilung

Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau

Ursprung: synthetisch Rohm and Haas

Zulassung: seit 2004 in der EU

Abbaubarkeit: Halbwertszeit 8 – 15 Tage

 

 

 

Quellen

 

[1] https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=5&ID=1548&Pdf=No

 

[2] https://www.proplanta.de/Pflanzenschutzmittel/Insektizide/Wein/

 

[3] https://ec.europa.eu/food/plant/pesticides/eu-pesticides-database/public/?event=homepage&language=EN

 

[4] https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/

 

[5] https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/04/13/eu-parlament-stimmt-mit-klarer-mehrheit-fuer-glyphosat-neuzulassung/

 

 

 

 

 

Weinberg

Nachträge

Chlorpyrifos wird aus dem Verkehr gezogen

08.08.2019 - Mitteilung Nr. 031/2019 des BfR (Bundesamt für Risikobewertung). Das BfR teilt die Einschätzung der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit betreffs des Insektizids Chlorpyrifos, welches das Gehirn ungeborener KInder schädigen könne und vorzugsweise bei Zitrusfrüchten eingesetzt wird. Eine Erneuerung der Zulassung wird nicht erteilt.

https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/chlorpyrifos-129659.html    >>zur Webseite

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