
Die unten stehenden Angaben wurden aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Der Verfasser kann deshalb nicht für ihre Richtigkeit garantieren. Im Anwendungsfall halten Sie sich bitte ausschließlich an die Angaben der Hersteller und an die gesetzlichen Vorgaben.
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Grenzwerte von Pestiziden im Wein
Holger Casselmann am 16.04.2016
Immer wieder wecken Skandale oder hohe Pestizidbelastungen Weingenießerinnen und Weingenießer auf. Dabei taucht die Frage nach Grenzwerten auf und ob diese auch eingehalten werden. Im folgenden wird das Thema etwas näher beleuchtet und es sollen auch konkrete Daten genannt werden, an denen sich die Leser orientieren können. Es wird auch ein Beispiel hemmungsloser Pestizideinsätze im europäischen Ausland aufgeführt.
Keine Grenzwerte für Wein (?)
So wird es oft diskutiert und in diversen Artikeln beschrieben, aber Tatsache ist, dass es gar keine direkten Grenzwerte für Weine gibt! Die Logik der gesetzlichen Grenzwerte geht von den primären landwirtschaftlichen Produkten aus und bezieht sich auf diese. Die aus diesen Produkten hergestellten Erzeugnisse / Lebensmittel brauchen dann theoretisch nicht mehr überprüft werden, solange die Grenzwerte der Rohstoffe eingehalten wurden. In der Praxis werden aber sehr wohl Fertigerzeugnisse auf Einhaltung der Grenzwerte überprüft. Es geht praktisch auch gar nicht anders. Zum einen gibt es Importe von Fertigprodukten, zum anderen sind Rohstoffe bei der Herstellung von Lebensmitteln verbraucht worden, ohne dass eine Gelegenheit der Überprüfung bestand. Die Einhaltung der Grenzwerte wird also von den Behörden durch ständige Stichproben von frischem Gemüse, Obst, Getreide und auch Fertigerzeugnissen überwacht. Die Grenzwerte (= Maximum Residue Levels, MRLs in der EU) geben den gesetzlich erlaubten, maximalen Gehalt einer bestimmten Substanz an. Die Konzentration wird üblicherweise in Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) angegeben. Das entspricht auch der Einheit ppm (parts per million).
Wie kann man jetzt von Grenzwerten im Wein sprechen? Wird ein bestimmter Stoff im Wein gefunden, dann gilt es also zu beurteilen, welchen Gehalt denn davor die Trauben selbst hatten. Durch den Prozess der Weinherstellung ist mit Verlusten zu rechnen: Abbau der Schadstoffe während der Gärung, Ausfällungen, Niederschläge oder Absorption im Trester sowie Entfernung durch Klärung/Filtration. Bestimmte Pestizide zerfallen auch unter sauren Bedingungen, wie sie im Most vorkommen. Es ist sicherlich sinnvoll, diese Verluste für die einzelnen Pestizide und Art der Vinifizierung im Einzelfall festzustellen. Es ist davon auszugehen, dass im Wein allgemein geringere Gehalte zu finden sind als zuvor auf den Trauben waren. Es muss also ausgehend von den analytischen Werten der Pestizide im Wein mit bestimmten Verlust- bzw. Verfügbarkeitsfaktoren berechnet werden, ob z. B. bei den Trauben selbst eine Grenzwertüberschreitung vorlag. Ist das dann der Fall, so war die Herstellung eines entsprechenden Weines nicht zulässig.
Handfeste Werte gibt es also nur für die Trauben. Es muss noch zwischen Tafeltrauben und Keltertrauben unterschieden werden, da z. T. unterschiedliche Grenzwerte gelten. Der EU-Code für Keltertrauben ist 0151020. Für jedes in der EU zugelassene Pestizid gibt es pro landwirtschaftlichem Produkt einen entsprechenden Grenzwert für den enthaltenen Wirkstoff.
Tipp: Lesen Sie auch unseren Artikel zu Pestiziden im Wein und warum Bio-Weine die bessere Wahl sind >Hier
Einsatz von Pestiziden außerhalb der EU
Die Weinwirtschaft ist eine Intensivlandwirtschaft und setzt im konventionellen Anbau überdurchschnittliche Mengen in Anzahl und Volumen an Pestiziden ein.
Es ist wohl eine Illusion, wenn häufig behauptet wird, dass in den wärmeren Regionen die Rebstöcke so gesund seien, dass sie kaum gespritzt werden müssen. Dieses Argument wird von Weinverkäufern gern vorgetragen, wenn es kaum biologische Weine aus bestimmten Regionen gibt. Das folgende Beispiel zeigt, wie sorglos mit Pestiziden in den Weinbergen umgegangen wurde:
Das CVUA (Chemisches und Verterinäruntersuchungsamt Stuttgart) untersuchte im Jahr 2011 neun verschiedene Proben aus eingelegten Weinblättern aus der Türkei [1]. Insgesamt 45 (!) verschiede Pestizide wurden in den Proben identifiziert. Nicht nur, dass der durchschnittliche Gehalt mit 2,3 mg/kg 5 – 6 mal höher war als bei frischem Gemüse, es wurden auch die folgenden Wirkstoffe innerhalb der Pestizide nachgewiesen, die in der EU für Lebensmittel längst verboten sind:
Carbaryl
Carbendazim
Endosulfan
Ethirimol
Diniconazol
Fenarimol
Fenvalerat
Flusilazol
Hexaconazol
Oxadixyl
Procymidone
Propargite
Quizalofob
Die Weinlaubernte ist sozusagen ein Nebenprodukt aus dem Weinberg. Da keines der 9 Proben unterschiedlicher Herkunft (innerhalb der Türkei) rückstandsfrei war, zeigt der Bericht deutlich, dass der offensichtlich massive Einsatz der üblichen Praxis im Weinberg entspricht.
Grenzwerte für Keltertrauben in der EU
Es ist sehr unbefriedigend, wenn man in Veröffentlichungen und Testberichten liest, dass Grenzwerte unter- oder überschritten wurden, ohne dass diese explizit genannt werden. Deshalb wurden hier einige Daten ohne Anspruch auf Vollzähligkeit zusammengetragen, um den Leserinnen und Lesern einen kleinen Überblick im Dschungel der Pestizide zu verschaffen. Es ist schon erstaunlich, wie viele es für den gleichen Einsatzzweck gibt. Neben dem Wettbewerb der Hersteller hat das sicherlich mit Resistenzbildung der "Schädlinge" zu tun. Auch ist es verwunderlich, dass immer noch einige Wirkstoffe zugelassen sind, die möglicherweise cancerogen sind und gleichzeitig auch noch recht hohe Grenzwerte haben oder auch sehr lange Persistenz in der Umwelt aufweisen(s. ausführliche Liste weiter unten). Es gibt für die Summe an Wirkstoffen keinen Grenzwert, was m. E. als ein Systemfehler zu betrachten ist.
Auf die Nennung von einfachen anorganischen Salzen (z. B. Backpulver, Kupfersulfat) und Schwefel wurde verzichtet, ebenso wie biologische Bekämpfungsmittel in Form von Bakterien oder Hefezellen.
Die folgende Tabelle gibt die Grenzwerte in mg/kg pro Wirkstoff für Keltertrauben an. Die an häufigsten eingesetzten Pestizide im Weinanbau sind Fungizide (gegen Pilzbefall). Es muss hier unterschieden werden zwischen einer aktiven Substanz (Wirkstoff) und einem Pestizid. Letzteres ist häufig ein Gemisch bzw. Zubereitung verschiedener Wirkstoffe, um ein gewünschtes Ergebnis im Einsatz zu erzielen. Der Wirkstoff hat dagegen eine eindeutige chemische Bezeichnung bzw. Kurznamen, während das Pestizid üblicherweise einen Handelsnamen hat. Die Definition ist aber nicht eindeutig und es wird gelegentlich das Pestizid mit dem Wirkstoff gleichgesetzt. Die nachfolgende Liste entspricht einer üblichen kommerziellen Empfehlung für den Weinbauer [2]. Die Grenzwerte wurden der Stoffdatenbank der Europäischen Kommission entnommen [3]. Stand der Daten: April 2016.
1. Wirkstoffe in Insektiziden (Insektengifte)
(in mg/kg)
Azadirachtin 1,0
Chlorantraniliprol 1,0
lambda-Cyhalothrin 0,2
Fenpyroximat 2,0
Imidacloprid 1,0
Indoxacarb 2,0
Pyrethrine 1,0
Spinosad 0,5
Tebufenozid 3,0
2. Wirkstoffe in Herbiziden (Unkrautvernichter)
(in mg/kg)
Carfentrazon-ethyl 0,01
Flazasulfuron 0,01
Flumioxazin 0,05
Glyphosat 0,5
MCPA 0,05
Napropamid 0,1
Propyzamid 0,01
Pyraflufen-ethyl 0,02
3. Wirkstoffe in Fungiziden (Anti-Pilzmittel)
(in mg/kg)
Ametoctradin 6,0
Azoxystrobin 2,0
Benalaxyl 0,3
Benthiavalicarb 0,3
Boscalid (Nicobifen) 5,0
Cyazofamid 2,0
Cyflufenamid 0,15
Cymoxanil 0,2
Cyprodinil 3,0
Difenoconazol 3,0
Dimethomorph 3,0
Dithianon 3,0
Famoxadon 2,0
Fenhexamid 15,0
Fenpyrazamine 3,0
Fludioxonil 4,0
Fluopicoloide 2,0
Fluopyram 1,5
Folpet 10,0
Fosetyl-Aluminium 100,0
Iprovalicarb 2,0
Kresoxim-methyl 1,0
Kupferoctanoat 50,0
Mancozeb 5,0
Metalaxyl (Mefenoxam) 1,0
Metiram 5,0
Metrafenon 7,0
Myclobutanil 1,0
Penconazol 0,2
Proquinazid 0,5
Pyrimethanil 5,0
Quinoxyfen 1,0
Tebuconazol 1,0
Tetraconazol 0,5
Trifloxystrobin 3,0
Zoxamid 5,0
4. Weitere Wirkstoffe ohne anhängende Detailinformationen
(in mg/kg
Chlorpyrifos 0,5
Cypermethrin 0,5
Malathion 0,02
2,4-D 0,1
Acetamiprid 0,5
Bromuconazole 0,5
Deltamethrin 0,2
Dodine 0,05
Iprodion 20,0
Methoxyfenozide 1,0
Propiconazol 0,3
Pyraclostrobin 2,0
Pyridaben 1,0
Triadimenol 2,0
Bedeutung der einzelnen Wirkstoffe
Die oben genannten Wirkstoffe 1. – 3. werden im Folgenden noch kurz erläutert. Als weitere Quellen für die Angaben sind zu nennen die Deutsche Wikipedia und die internationale Datenbank für chemische Substanzen PubChem [4]. Die Strukturformeln sind am einfachsten bei Wikipedia einzusehen.
Zu den einzelnen Punkten:
Das Einsatzziel ist häufig vielfältiger als angegeben;
der Ursprung ist, soweit bekannt, entweder die Bekanntmachung oder das Jahr der Anmeldung zur Zulassung;
die Zulassung zeigt das Jahr der letzten Genehmigung;
die Abbaubarkeit soll einen Eindruck vermitteln, wie beständig der Wirkstoff in der Umgebung verbleibt. Dabei sagt die Halbwertszeit, in welchem Zeitraum die Hälfte der ausgebrachten Substanz nicht mehr vorhanden ist. Es sind sehr ungewisse Daten, da diese von Temperatur, Licht und Feuchtigkeit sowie pH-Wert abhängig sind. Dazu sollte noch gesagt werden, dass die Abbauprodukte eines Wirkstoffes nicht unbedingt umweltfreundlich sein müssen und noch lange im Boden verbleiben können. Die Wirkstoffe enthalten häufig Fluor, Chlor und Brom, in einzelnen Fällen auch Metalle wie Kupfer, Zink, Aluminium. Eine kurze Halbwertszeit bedeutet nicht automatisch, dass ein Produkt deshalb problemlos für die Umwelt ist. Viele der Wirkstoffe sind hochtoxisch für Wasserlebewesen.
Wirkstoffe in Insektiziden (Insektengifte)
Wirkstoff: Azadirachtin
Chemische Gruppe: Naturstoff, komplexes Terpenoid
Wirkungsweise: Insektizid, hemmt die Entwicklung von Larven
Einsatzziel im Weinbau: Reblaus, Maikäfer
Ursprung: natürlich (Neem), auch synthetisch
Zulassung: seit 2011 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 12 Stunden bis wenige Tage im Sonnenlicht
Wirkstoff: Chlorantraniliprol
Chemische Gruppe: Anthranilamide
Wirkungsweise: Selektives Insektizid, stört den Calciumstrom in den Nervenzellen.
Einsatzziel im Weinbau: Spanner und Wickler und deren Larven
Ursprung: synthetisch DuPont
Zulassung: seit 2014 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 2 – 12 Monate
Wirkstoff: lambda-Cyhalothrin
Chemische Gruppe: Pyrethroide
Wirkungsweise: Insektizid, Öffnung der Natriumkanäle in den Nervenzellen
Einsatzziel im Weinbau: Reblaus
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2016 in der EU
Abbaubarkeit: n.a.
Zu beachten: sehr giftig für aquatische Lebewesen
Wirkstoff: Fenpyroximat
Chemische Gruppe: Pyrazole
Wirkungsweise: Akarizid, Insektizid, blockiert Elektronentransport in Mitochodrien
Einsatzziel im Weinbau: Milben, Zikaden
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2009 in der EU
Abbaubarkeit: biologisch praktisch nicht abbaubar, kann über Jahrzehnte im Boden verbleiben
Wirkstoff: Imidacloprid
Chemische Gruppe: Neonicotinoide
Wirkungsweise: systemisches Insektizid, erzeugt Dauerreiz der Nervenleitung
Einsatzziel im Weinbau: saugende Insekten, Reblaus, Thripse, Schildlaus
Ursprung: synthetisch 1985 Bayer
Zulassung: seit 2009 in der EU, in einigen Ländern (Frankreich) zwischenzeitlich ausgesetzt
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 48 – 190 Tage im Boden
Zu beachten: gilt möglicherweise als bienengefährlich, eines der häufigsten Insektizide weltweit
Wirkstoff: Indoxacarb
Chemische Gruppe: Oxadiazine
Wirkungsweise: Fraß- und Kontaktgift, Insektizid, blockiert die Natriumkanäle in den Nervenzellen.
Einsatzziel im Weinbau: Diverse Insekten und deren Larven, Spanner, Wickler
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2006 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit je nach pH-Wert ca. 30 Tage
Wirkstoff: Pyrethrine
Chemische Gruppe: Naturstoff
Wirkungsweise: Breitband-Insektizid, Kontaktgift, hemmt die motorische Nervenleitung
Einsatzziel im Weinbau: Traubenwicker (Heu- u. Sauerwurm)
Ursprung: natürliches Biozid bestimmter Chrysanthemen
Zulassung: seit 2002 in der EU
Abbaubarkeit: Schneller Abbau im Sonnenlicht
Wirkstoff: Spinosad
Chemische Gruppe: Naturstoff, Mischung der Spinosyne A und D
Wirkungsweise: bakterielles Breitband-Insektizid
Einsatzziel im Weinbau: verschiedene Insekten, Rombenspanner, Kirschessigfliege
Ursprung: natürlich aus Actinomyceten, auch synthetisch
Zulassung: seit 2007 in der EU
Abbaubarkeit: keine Angaben
Wirkstoff: Tebufenozid
Chemische Gruppe: Diacylhydrazine
Wirkungsweise: hochselektives Insektizid gegen Schmetterlingslarven, löst eine überfrühte Häutung aus.
Einsatzziel im Weinbau: Spanner und Wickler u. a.
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2011 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 52 -115 Tage
Wirkstoffe in Herbiziden (Unkrautvernichter)
Wirkstoff: Carfentrazon-ethyl
Chemische Gruppe: Phenyltriazolone
Wirkungsweise: Herbizid, tötet wachsende Pflanzenzellen ab
Einsatzziel im Weinbau: Verhinderung von Stocktrieben
Ursprung: synthetisch 1990 FMC
Zulassung: seit 2009 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Tage (Luft, Feuchtigkeit)
Wirkstoff: Flazasulfuron
Chemische Gruppe: Sulfonylharnstoffe
Wirkungsweise: Herbizid, ALS-Inhibitor, blockiert die Aminosäure-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: gegen ein- und zweikeimblättrige Unkräuter
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2004 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit ca. 30 Tage
Wirkstoff: Flumioxazin
Chemische Gruppe: Phenylimide
Wirkungsweise: Herbizid, hemmt die Chlorophyll-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Einjährige, zweikeimblättrige Unkräuter
Ursprung: synthetisch Sumitomo Chemicals
Zulassung: seit 2003 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Tage durch verschiedene Abbaumechanismen
Wirkstoff: Glyphosat
Chemische Gruppe: Phosphonate
Wirkungsweise: systemisches Breitband-Herbizid, hemmt die Synthese von aromatischen Aminosäuren
Einsatzziel im Weinbau: Unkrautvernichtung
Ursprung: synthetisch 1950 Cilag, 1970 Monsanto
Zulassung: seit 2002 in der EU
Biologische Abbaubarkeit: Halbwertszeit 10 – 60 Tage im Boden
Zu beachten: Jahresverbrauch in 2014 weltweit mit ca. 825.000 t [5]; die WHO hat den Verdacht auf krebserzeugende Wirkung geäußert.
Wirkstoff: MCPA (2-Methyl-4-Chlorphenoxyessigsäure) - /Salze, Ester, Konjugate
Chemische Gruppe: Phenoxyessigsäure
Wirkungsweise: Herbizid, regt Übermäßiges Wachstum an, Pflanzen gehen dann aus Nährstoffmangel ein
Einsatzziel im Weinbau: zweikeimblättrige Unkräuter
Ursprung: synthetisch 1945
Zulassung: seit 2006 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit ca. 20 Tage in Feuchtigkeit und Sonnenlicht
Wirkstoff: Napropamid
Chemische Gruppe: Acetamide
Wirkungsweise: Herbizid, hemmt die Fettsäuresynthese
Einsatzziel im Weinbau: gegen verschiedene, auflaufende Unkräuter
Ursprung: synthetisch 1971 Stauffer
Zulassung: seit 2011 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 34 Tage bis 2 Jahre im Boden
Wirkstoff: Propyzamid
Chemische Gruppe: Benzamide
Wirkungsweise: Herbizid, hemmt die Proteinsynthese
Einsatzziel im Weinbau: gegen Bodenbewuchs mit einkeimblättrigen Pflanzen sowie Vogelmiere
Ursprung: synthetisch 1965 Rohm and Haas
Zulassung: seit 2004 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit im Boden 40 – 80 Tage
Wirkstoff: Pyraflufen-ethyl
Chemische Gruppe: Phenylpyrazole
Wirkungsweise: Herbizid, Entlaubungsmittel, schädigt Zellmembranen durch Hemmung einer Oxidase
Einsatzziel im Weinbau: verhindert Stockaustriebe
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2016
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 30 Tage in Wasser unter Sonnenlicht (Fotolyse), keine Daten für Boden
Wirkstoffe in Fungiziden (Anti-Pilzmittel)
Wirkstoff: Ametoctradin
Chemische Gruppe: Triazol-Pyrimidylamine
Wirkungsweise: Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Botrytis
Ursprung: synthetisch 2004 BASF
Zulassung: seit 2013 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Azoxystrobin
Chemische Gruppe: Strobilurine
Wirkungsweise: Fungizid, hemmt die Atmungskette in den Mitochodrien
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch 1996 ICI
Zulassung: seit 2012 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 3- 39 Tage im Boden
Wirkstoff: Benalaxyl
Chemische Gruppe: Acetylalanine
Wirkungsweise: systemisches Fungizid, hemmt die RNA-Polymerase
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Roter Brenner
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2005 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Benthiavalicarb
Chemische Gruppe: Benzothiazole, Carbamate
Wirkungsweise: Fungizid, hemmt die Phospholipid-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch 2005 Kumiai Chemical
Zulassung: seit 2008 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Boscalid (ehem. Nicobifen)
Chemische Gruppe: Carbonsäureamide
Wirkungsweise: Fungizid, hemmt Elektronentransport in der Mitochondrienmembran
Einsatzziel im Weinbau: Botrytis
Ursprung: synthetisch 2003 BASF
Zulassung: seit 2008 in der EU
Abbaubarkeit: sehr langlebig, Halbwertszeit 96 – 578 Tage
Zu beachten: Hinweise auf mögliche cancerogene Wirkung, jedoch kein ausreichendes Potenzial beim Menschen.
Wirkstoff: Cyazofamid
Chemische Gruppe: Cyanoimidazole, Sulfonamide
Wirkungsweise: systemisches, vorbeugendes Fungizid, blockiert die Atmungskette in Mitochodrien, Qi-Inhibitor
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2003 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 4 – 6 Tage im Boden, 15 – 18 Tage im Wasser
Wirkstoff: Cyflufenamid
Chemische Gruppe: Amidoxime
Wirkungsweise: Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch 2002 Nippon Soda
Zulassung: seit 2010 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Cymoxanil
Chemische Gruppe: Harnstoff-Derivate
Wirkungsweise: Fungizid (kurativ)
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Schwarzfleckenkrankheit
Ursprung: synthetisch 1977 DuPont
Zulassung: seit 2009 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Stunden bis 100 Tage je nach Bedingungen
Wirkstoff: Cyprodinil
Chemische Gruppe: Pyrimidin-Derivate
Wirkungsweise: Breitband-Fungizid, hemmt die Methionin-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Botrytis
Ursprung: synthetisch 1989 Ciba-Geigy
Zulassung: seit 2007 in der EUAbbaubarkeit: Halbwertszeit langlebig, 40 – 150 Tage im feuchten Boden
Wirkstoff: Difenoconazol
Chemische Gruppe: Triazole
Wirkungsweise: systemisches Fungizid, hemmt die Ergosterin-Sythese
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch 1989
Zulassung: seit 2009 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Dimethomorph
Chemische Gruppe: Zimtsäureamide
Wirkungsweise: Fungizid, hemmt die Cellulose-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2007 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Dithianon
Chemische Gruppe: Nitrile, Chinone
Wirkungsweise: Breitbandfungizid
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Roter Brenner
Ursprung: synthetisch 1962 Merck
Zulassung: seit 2011 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit Stunden bis wenige Tage je nach Umgebung
Wirkstoff: Famoxadon
Chemische Gruppe: Hydrazin-Derivat, Oxazolidone
Wirkungsweise: Fungizid, hemmt den mitochondrialen Elektronentransport
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch DuPont
Zulassung: seit 2002 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 6 – 28 Tage im Boden
Wirkstoff: Fenhexamid
Chemische Gruppe: Säureamide
Wirkungsweise: systemisches Fungizid, hemmt die Sterol-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Botrytis
Ursprung: synthetisch 1998 Bayer
Zulassung: seit 2016 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Fenpyrazamine
Chemische Gruppee: Pyrazole
Wirkungsweise: vorbeugendes Fungizid, hemmt die Sterol-Sythese
Einsatzziel im Weinbau: Botrytis
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2013 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Fludioxonil
Chemische Gruppe: Prrazole
Wirkungsweise: nicht-systemisches Fungizid, hemmt die Glycerin-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Botrytis
Ursprung: synthetisch 1993 Ciba-Geigy
Zulassung: seit 2008 in der EU
Abbaubarkeit: zersetzt sich im Licht innerhalb weniger Tage, ist aber sonst sehr langlebig. Halbwertszeit 87 – 228 Tage im Boden, über Jahre im Wasser
Wirkstoff: Fluopicoloide
Chemische Gruppe: Acylpicolide
Wirkungsweise: Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch 2006 Bayer
Zulassung: seit 2010 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit nicht angegeben
Wirkstoff: Fluopyram
Chemische Gruppe: Benzamide, Pyridinderivate
Wirkungsweise: Fungizid, hemmt Enzyme der Atmungskette
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau, Schwarzfäule
Ursprung: synthetisch 2008 Bayer
Zulassung: seit 2014 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Folpet
Chemische Gruppe: Phthalimide, Sulfenamide
Wirkungsweise: Kontaktfungizid
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Roter Brenner
Ursprung: synthetisch
Zulassung: erneut seit 2007 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Stunden bis Tage, schneller Abbau
Zu beachten: vermutlich cancerogen
Wirkstoff: Fosetyl-Aluminium
Chemische Gruppe: Phosponate, Aluminiumsalz
Wirkungsweise: systemisches Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch, Rhone-Poulenc
Zulassung: seit 2007 in der EU
Abbaubarkeit: Im Boden sehr schnell abbaubar innerhalb von Stunden zu Phosphoriger Säure.
Wirkstoff: Iprovalicarb
Chemische Gruppe: Carbamate,
Wirkungsweise: Fungizid, hemmt die Cellulose-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Botrytis u.a.
Ursprung: synthetisch 1998 Bayer
Zulassung: seit 2016 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Kresoxim-methyl
Chemische Gruppe: Strobilurine
Wirkungsweise: Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch BASF
Zulassung: seit 2012 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit schneller Abbau innerhalb von Stunden. Relativ stabil unter sauren Bedingungen
Zu beachten: wahrscheinlich cancerogen
Wirkstoff: Kupferoctanoat
Chemische Gruppe: Kupfersalze, Caprylsäure-Derivate
Wirkungsweise: Fungizid, Bakterizid
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2009 in der EU
Abbaubarkeit: zersetzt sich schnell im Boden, lässt aber Kupfersalze zurück
Wirkstoff: Mancozeb
Chemische Gruppe: Dithiocarbamate, Zinksalz
Wirkungsweise: Breitbandfungizid, vorbeugende Kontaktwirkung
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Roter Brenner
Ursprung: synthetisch 1948 USA
Zulassung: seit 2006 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 2 – 40 Tage im Boden, 1 – 20 Tage im Wasser, Zink verbleibt im Boden/Wasser
Zu beachten: wahrscheinlich cancerogen
Wirkstoff: Metalaxyl (auch Mefenoxam)
Chemische Gruppe: Acetylalanine
Wirkungsweise: Fugizid, hemmt die RNA-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch 1979 Ciba-Geigy
Zulassung: seit 2010 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 6 – 14 Tage im Boden
Wirkstoff: Metiram
Chemische Gruppe: Dithiocarbamate, organische Zinkverbindungen
Wirkungsweise: Breitband-Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau, Schwarzfäule
Ursprung: synthetisch 1958
Zulassung: seit 2006 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 23 – 43 Tage, jedoch bleibt Zinksalz zurück
Wirkstoff: Metrafenon
Chemische Gruppe: Bezophenonderivate
Wirkungsweise: Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch
Zulassung: erneut seit 2007 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Myclobutanil
Chemische Gruppee: Triazole, Nitrile
Wirkungsweise: Breitbandfungizid
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch 80er Jahre Rohm and Haas
Zulassung: seit 2011 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit ca. 66 Tage im Boden, 25 – 222 Tage im Wasser
Wirkstoff: Penconazol
Chemische Gruppe: Triazole
Wirkungsweise: systemisches Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch 1986 Ciba-Geigy
Zulassung: seit 2010 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Proquinazid
Chemische Gruppe: Chinoline
Wirkungsweise: Fungizid, hemmt Signalwege im Stoffwechsel
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch 2005 DuPont
Zulassung: seit 2010 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Wirkstoff: Pyrimethanil
Chemische Gruppe: Anilino-Pyrimidine
Wirkungsweise: Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Botrytis
Ursprung: synthetisch
Zulassung: seit 2007 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit im Boden 27 – 82 Tage, im Wasser 14 – 128 Tage
Zu beachten: möglicherweise cancerogen
Wirkstoff: Quinoxyfen
Chemische Gruppe: Chinoline
Wirkungsweise: Fungizid, blockiert G-Proteine in Pilzen, stört Signaltransport
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch 1985 Dow
Zulassung: erneut seit 2004 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit im Boden 106 – 508 Tage, im Wasser 25 – 150 Tage, sehr langlebig, zerfällt aber bei Feuchtigkeit und Sonnenlicht innerhalb von Stunden
Wirkstoff: Tebuconalzol
Chemische Gruppe: Triazole
Wirkungsweise: Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau, Schwarzfäule
Ursprung: synthetisch 1988
Zulassung: seit 2009 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Zu beachten: vermutlich cancerogen
Wirkstoff: Tetraconazol
Chemische Gruppe: Triazole
Wirkungsweise: Fungizid, blockiert die Ergosterol-Synthese
Einsatzziel im Weinbau: Echter Mehltau
Ursprung: synthetisch Ricerca
Zulassung: seit 2010 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit keine Angaben
Zu beachten: wahrscheinlich cancerogen
Wirkstoff: Trifloxystrobin
Chemische Gruppe: Strobilurine
Wirkungsweise: halbsystemisches Fungizid
Einsatzziel im Weinbau: Botrytis
Ursprung: synthetisch 1999
Zulassung: seit 2003 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit wenige Stunden oder Tage
Wirkstoff: Zoxamid
Chemische Gruppe: Benzamide
Wirkungsweise: Fungizid, vorbeugende Depotwirkung, hemmt die Zellteilung
Einsatzziel im Weinbau: Falscher Mehltau
Ursprung: synthetisch Rohm and Haas
Zulassung: seit 2004 in der EU
Abbaubarkeit: Halbwertszeit 8 – 15 Tage
Quellen
[1] https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=5&ID=1548&Pdf=No
[2] https://www.proplanta.de/Pflanzenschutzmittel/Insektizide/Wein/
[3] https://ec.europa.eu/food/plant/pesticides/eu-pesticides-database/public/?event=homepage&language=EN
[4] https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/

Nachträge
Chlorpyrifos wird aus dem Verkehr gezogen
08.08.2019 - Mitteilung Nr. 031/2019 des BfR (Bundesamt für Risikobewertung). Das BfR teilt die Einschätzung der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit betreffs des Insektizids Chlorpyrifos, welches das Gehirn ungeborener KInder schädigen könne und vorzugsweise bei Zitrusfrüchten eingesetzt wird. Eine Erneuerung der Zulassung wird nicht erteilt.
https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/chlorpyrifos-129659.html >>zur Webseite