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Kann man Pflanzenschutzmittel im Wein schmecken?


Kann man Schadstoffe im Wein schmecken?

Ein Lerneffekt der letzten Recherchen war, dass die meisten Weine, die nicht von biologisch/ökologisch angebauten Reben stammen, Rückstände von Pestiziden enthalten. Die Größenordnung der Restgehalte liegt zwischen 0,01 und ggf. mehreren mg/Liter (tausendstel Gramm pro Liter). Geruchs- und Geschmacksstoffe haben oft viel niedrigere Schwellenwerte, d. h. in oft tausendfach geringerer Konzentration als die genannten Pflanzenschutzmittelreste; trotzdem sind sie deutlich als Geschmack bzw. Geruch wahrnehmbar.

Mir ist hin- und wieder aufgefallen, dass manches Obst einen unangenehm seifigen, „chemischen“ Geschmack hatte, z. B. bei Äpfeln, Erdbeeren oder Nektarinen, auch bei Trauben, ohne dass diese äußerliche Schäden oder Beanstandungen aufwiesen. Dass es sich hierbei um einen natürlichen Geschmack handelte, ist mehr als unwahrscheinlich. Gibt es also einen Geschmackseinfluss auf Grund chemischer Behandlungen, und gilt das auch für Wein?

Hierzu hatte ich versucht, einige kompetente Stellen zu befragen. Als da waren:

  • Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Erlangen

  • Prof. Winterhalter, Institut für Lebensmittelchemie der Technischen Universität Braunschweig

  • Prof Hofmann, Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik der Universität München

Da die Anfragen erst kürzlich gestellt wurden, warte ich jetzt gespannt auf die Antworten. Recht zeitnah kam jedoch eine (abschließende) Antwort vom LGL. Zitat: "Die üblicherweise verwendeten Wirkstoffe in den Pflanzenschutzmitteln haben in der Regel keinen nennenswert ausgeprägten Geruch, sodass sie sich in den vorkommenden Gehalten im Wein als Fehlaromen nicht bemerkbar machen. Insofern ist mit einer geschmacklichen und olfaktorischen Beeinträchtigung durch Pflanzenschutzmittelwirkstoffe in Wein nicht zu rechnen."

Der geruchliche Aspekt ist dabei einleuchtend, allerdings sagt das nichts darüber aus, ob vielleicht Bittertöne o. ä. ausgelöst werden können.

Möglicherweise erhalte ich keine weiteren Antworten, weil das Thema bisher niemand angefasst hat. Wer würde schon freiwillig z. B. eine 0,5 mg-Lösung eines Herbizides in 1 Liter Wasser auf Geschmack probieren? Und wer würde es wagen, solche Lösungen (es sind ja Hunderte von Wirkstoffen im Einsatz) überhaupt zum Trinken anzubieten und könnten hypothetische Probanden das nicht als vorsätzliche Körperverletzung interpretieren?

Das Verblüffendste jedoch ist, dass in Form von Wein solche Mengen fröhlich gleich glasweise konsumiert werden. Darüber sollte man nochmals tiefer nachdenken.

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Update vom 03.07.2015:

Es gibt weitere Rückmeldungen.

Prof. Winterhalter, TU Braunschweig antwortete wie folgt:

"mir ist nur ein Fall bekannt, der zu Aromafehlern über Spritzmittel führte und der auch Millionenschäden verursachte. Es handelte sich damals um das Fungizid Acephat, das während der Lagerung in Wein zu Methamidophos und Essigsäure abgebaut wird. Aus Methamidophos wird dann Methylmercaptan freigesetzt, das einen schlimmen off-Flavor verursacht. Solche Einflüsse sind somit generell vorstellbar, wobei es sich hier um einen Aromafehler und nicht Geschmacksfehler handelte."

-Ende des Zitats -

Es gibt sie also doch. Methylmercaptan hat einen faulig stechenden Geruch. Das dürfte den Wein völlig verdorben haben.

Update vom 14.08.2015:

Nach recht hartnäckigem Nachfragen ließ Prof. Hofmann über sein Sekretariat endlich verlauten, dass es zu dieser Thematik keine Erkenntnisse gäbe.

Ja, dann bleibt die Erkenntnis, dass es keine bekannten Untersuchungen dazu gibt. Und gleich taucht wieder die Frage auf, ob Bioweine anders schmecken? Jedenfalls scheinen sie in Prämierungen überproportional zu der angebotenen Anzahl an Weinen vertreten zu sein.

Ich denke, das Thema ist noch lange nicht abgeschlossen.

Update vom 07.04.2016:

Der SWR hat einige Weißweine von Discountern und Supemarktketten geprüft im Preissegment unter 7 Euro/Flasche. Nur eine Probe war rückstandsfrei von Pestiziden, einige Proben enthielten Mehrfachrückstände und einige sogar Glyphosat. Es fällt auf, dass die Weine mit Mehrfachrückständen auch die schlechtesten Geschmacksergebnisse geliefert hatten.

http://snip.ly/xx5nc#http://www.swr.de/marktcheck/discounter-weissweine-test/-/id=100834/did=17000456/nid=100834/mkgto/index.html

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